Travel Report 17/6: In Nord Korea

In Nordkorea

In Nordkorea

2012: Vielfach  konnte man in der letzten Zeit in den renommierten deutschen Nachrichten- und Wirtschaftsmagazinen von todesmutigen Berichterstattern lesen, die den Reportagen zufolge in geheimer Mission durch Nordkorea reisten, um dort zu recherchieren und aus dem Land unter angeblich lebensbedrohlichen Umständen Fotografien herauszuschmuggeln. Ich befand mich nun seit drei Tagen ganz offiziell in Pyongyang und in der Umgebung der Stadt, dabei hatte ich bereits über 100 Bilder aufgenommen, jetzt stand ich in der U-Bahn mitten im Gewühl der Reisenden und fotografierte in aller Öffentlichkeit und in aller Ruhe. Das einzige was mir verwehrte wurde, war die Aufnahme von Fotos mit einer GPS Kamera, ansonsten durfte ich allerorts und zu jeder Zeit nach Belieben meine Bilder machen. Ja, meine Aufpasser und Begleiter von der nordkoreanischen Tourismusbehörde animierten mich gerade dazu. Unter vielen anderen Beweisen, die ich in langen Jahren der Reise bereits eingesammelt hatte, war dies ein weiterer Beweis für die oberflächlich recherchierte und wahrheitsverfälschende Darstellung der Gegebenheiten im Ausland durch die Medien in Deutschland.

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Airang Festspiele

Der Surrealismus gebar schon viele skurrile Gebilde und, so scheint es, auch Nordkorea gehört dazu. Handelt es sich bei diesem Land eher um eine Diktatur oder eher um eine Sekte? Mit einer Kleingruppe war ich von Peking eingeflogen. Als man uns vom Flughafen in die Stadt transportierte, jubelten uns am Straßenrand unzählige glückliche Kinder in Uniformen zu. Ob sie hier immer jubelten, wenn Fremde kamen, muss an dieser Stelle unbeantwortet bleiben. Zwei Tage später, als wir in dem Minibus der nordkoreanischen Tourismusbehörde durch Pyongyang fuhren, begrenzten  jubelnde Menschen in Feiertracht den Straßenrand und warfen Blumen vor unserem Bus. Ein Reisegruppenmitglied sprang getrieben von dem Ereignis auf und fragte, ob das alles für uns gedacht sei. Eine Antwort darauf wurde ihm von den hübschen nordkoreanischen Begleiterinnen verwehrt. Ganz abwegig war sein Gedanke nicht, denn was hier echt und was hier falsch war, konnte man kaum unterscheiden. Am Tag zuvor hatten wir in einem der größten Stadien der Welt, welches angeblich 150.000 Menschen fasst, die Arriang-Festspiele angesehen.  Wir, das waren auf der Haupttribüne die Teilnehmer einiger Reisegruppen, eine Handvoll sonstiger Leute aus dem Westen und im VIP-Bereich ein paar chinesische Staatsbürger, ich schätze so etwa 150 Personen alles in allem. Rechts und links waren die Ränge mit tausenden jungen Soldaten aufgefüllt und auf der Gegentribüne nahmen 30.000 Kinder Platz ein, um mit passenden Choreografien den Spielen in der Arena mehr Glanz zu verleihen. Insgesamt stellten 100.000 Schauspieler, Choreografisten und Tänzerinnen ihr Können für die 150 devisenbringenden Gäste unter Beweis, die Show war einzigartig, monumental und groß.

Blick vom Hotel

Blick vom Hotel

Morgens hörte ich aus verschiedenen Teilen der Stadt kommunistisch anmutende Gesänge und Lautsprecherdurchsagen in den 34. Stock meines Hotelzimmers dringen, dem angeblich einzigen Hotel in der Stadt für Ausländer (es sind wohl zwei). Da die Besucher meist aus China kamen, wurde auch ein Casino im Keller betrieben. Im 54. Stockwerk drehte sich das hoteleigene Restaurant von dem aus ich einen phänomenalen Blick über die Stadt werfen konnte. Hier verbrachte ich abends auch den wesentlichen Teil meiner Zeit mit meinen zwei Begleitern, einem österreichischen und einem bayrischen Softwareentwickler, die in Peking und Shanghai Ego-Shooter programmierten. Beide waren schon dermaßen lange von zu Haus fort, dass Sie bereits jahrelang installierte politische und soziale Neuerungen und Veränderungen nicht kannten.

Am Mandae

Am Mandae

Die täglichen Ausflüge wurden von der nordkoreanischen Tourismusbehörde durchgeführt. Am dritten Tag des Aufenthalts fuhren wird zum Manuade an den Monumentenplatz, an dem die beiden überdimensionierten Statuen Kim II Sungs und Kim Jong Ils aus Bronze in den Himmel ragten. Ganz im Gegensatz zu dem üblichen Gewühl auf öffentlichen Plätzen in großen Städten ging es hier geordnet zu. Die einzige Aufgabe der Besucher des Platzes war es, einen Blumenstrauß zu Ehren der beiden verstorbenen Diktatoren niederzulegen. Mit Spannung konnte man beobachten, wie einzelne Personen, kleinere und größere Gruppen bis hin zu ganzen Schwadronen uniformiert gekleideter Männer diese Huldigungs-Zeremonie vollführten. Ein Teil des Erziehungsprogramms sei das, dachte ich, das jeder Nordkoreaner in immer währendem Zyklus zu durchlaufen hatte. Spätestens am dritten Tag kam ich mir ebenfalls so vor, als würde man mich einem Erziehungsprogramm unterziehen. Deutlich vor Augen geführt wurde mir das, als wir das hübsch restaurierte Familienanwesen der Diktatorenfamilie, ein typisches Bauernhaus auf dem Land besuchten und man uns hier in den höchsten Tönen über die Errungenschaften der Kims belehrte.

Kims Elternhaus

Kims Elternhaus

Die Kaufläden der Stadt durften wir genauso wenig betreten, wie es nicht möglich war, Kontakt mit der Bevölkerung aufzunehmen. Von außen  konnten wir aber sehen, dass nur eine Handvoll Produkte für den potenziellen Kunden bereit standen. Das Bier war Flaschenweise einzeln der Länge nach in Reih und Glied wie Zinnsoldaten in den Regalen aufgestellt, alle halbe Meter eine Flasche, insgesamt vielleicht eine Kiste pro Laden. Aber was spielte das schon für eine Rolle in einem Land, in dem die Bürger weder über Geld noch über Eigentum verfügen und es somit auch keine Kunden gab? Als am letzten Abend unseres Kurztrips die Nacht herein brach, hatten wir von unserer erhobenen Sitzposition im Bus einen guten Einblick in die beleuchteten Wohnzimmer am Rand der Straße. Meist thronten die Bilder der Diktatoren in verschiedenen Varianten, Farben und Größen über den Familien. Die Fahrt ging langsam voran und das Gerücht, es gäbe hier keinen Verkehr, erwies sich als Irrtum. Zwar war der für eine Stadt dieser Größe ziemlich dünn, aber man konnte, wie es bei unserer Fahrt in diesem Moment der Fall war, dennoch verschiedentlich auf Hauptverkehrsadern stoßen, bei der sich Rückstaus bildeten. Somit war auch das mit spöttischen Kommentaren versehene Bild eines deutschen Magazins relativiert, welches kurz vor meinem Trip hierher eine einsame Politesse in Pyongyang auf einer leeren Straße zeigte.